Wie viele Unternehmen arbeiten heute schon agil? Welche Rolle nehmen Führungskräfte bei Veränderungsprozessen ein? Und: Was hat all das mit Kinderspielzeug zu tun? Christian Böhmer, Experte für agiles Arbeiten und Referent bei der jüngsten BAD-Expertentagung im Dezember 2019, gibt Aufschluss darüber.
Alle sprechen heute nur von Agilität. Wie viel Prozent der Leute bzw. Unternehmen sind aber tatsächlich Ihrer Beobachtung nach agil?
Christian Böhmer: Tatsächlich behaupten sehr viele, agil zu sein. Dabei benutzen sie höchstens agile Elemente. Agilität ist jedoch bei den meisten Unternehmen nicht in ihrer Haltung und Unternehmenskultur verankert. Außerdem sind wenn meist nur einzelne Abteilungen oder Bereiche agil.
Wann ist es denn sinnvoll, agile Formen zu verwenden?
Böhmer: Genau dann, wenn es sich um komplexe Projekte handelt. Also Projekte, bei denen die Anforderungen oder die Technologie ziemlich unklar ist, etwa bei Entwicklungsprojekten. Agile Methoden schaffen Transparenz über interne Abläufe, verbessern die Kundenkommunikation, beheben Teamkonflikte und sorgen für Stabilität und Disziplin in Teams. Und sie reduzieren die Time-to-Market.
Welche Rahmenbedingungen sollten gegeben sein, um Agilität in Projekten und Prozessen zu leben?
Böhmer: Zu allererst braucht es ein klares Mandat für agile Methoden und Mindset. Dann braucht es das Verständnis, dass es sich hierbei um einen Veränderungsprozess handelt. Drittens benötigt es Antreiber und Vorreiter. Dann gibt es natürlich noch Faktoren wie das Gehalt, Team-Boni, Ressourcen, Kundenkommunikation und vor allem die Lernkultur. Wichtig ist hier ein ständiges Ausprobieren. Fehler machen sind ausdrücklich erlaubt!
Klingt auf den ersten Blick machbar…
Böhmer: Ja, aber: Veränderungen erzeugen Widerstand, d. h. es kann manchmal aus meiner Erfahrung fünf oder mehr Jahre dauern, ehe sich Rahmenbedingungen geändert haben.
Welche Rolle haben Führungskräfte in der ganzen Thematik agile Methoden und bei der Umsetzung der Ergebnisse?
Böhmer: Eine große Rolle! Agilität funktioniert nur mit Führungskräften. Sie sind dafür verantwortlich, ihre Vision in allen Ebenen weiterzugeben und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehört es auch, die Kunden zu verstehen, Teams zu befähigen und selbst Vorbild zu sein.
Die Teilnehmer der Expertentagung haben gelernt mit LEGO® SERIOUS PLAY® zu agieren – was steckt dahinter?
Böhmer: Es ist immer wieder überraschend, welche Kraft diese Steine entfalten können. Komplexe Themen, wie Strategiefindung, Prozesse oder Teamkonflikte, können hiermit dargestellt und Lösungen gefunden werden. Es zahlt sich aus, sich darauf einzulassen.
Warum lohnt sich das Spiel mit Lego?
Böhmer: Es entsteht ein gemeinsames Verständnis für einen Themenkreis. Die Teilnehmer der Expertentagung haben gelernt, wie sie unternehmerische Herausforderungen gestalten können und wie sich Entscheidungen auf Projekte und Menschen auswirken können.
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