Betriebsklima

Der Begriff Betriebsklima stellt eine umgangssprachliche Zusammenfassung von Fachtermini dar, die sich mit der subjektiven Wahrnehmung und Bewertung von Unternehmen durch ihre Beschäftigten befassen. In der Literatur findet man dafür die Begriffe Organisationsklima und den engeren Begriff Arbeitszufriedenheit. In den letzten Jahren haben die Begriffe Organisations- und Unternehmenskultur zur Beschreibung der Verhältnisse in Unternehmen Bedeutung gewonnen.

Unter dem Begriff der Arbeitszufriedenheit steht in der wissenschaftlichen Literatur eine Vielzahl von Erkenntnissen zur Verfügung, die zur Optimierung von Arbeitssystemen sinnvoll eingesetzt werden können. Die wichtigste Darstellung zur Bedeutung der Arbeitszufriedenheit wird im so genannten "arbeitswissenschaftlichen Modell" (Hacker, 1986) geleistet. Danach ist eine Arbeit so zu gestalten, dass sie

  • ausführbar (ohne Unfälle und Gesundheitsschäden) ist
  • erträglich ist
  • zumutbar ist
  • zur Arbeitszufriedenheit führt.

Die vier Elemente sind als Rangreihe zu verstehen. Erst wenn das Arbeitssystem die ersten drei Kriterien erfüllt, werden Aktivitäten sinnvoll und wirksam, die unmittelbar die Arbeitszufriedenheit bzw. das Betriebsklima fördern sollen. Folgende Faktoren beeinflussen die Arbeitszufriedenheit und das Betriebsklima wesentlich:

  • Grad der Arbeitsstrukturierung durch schriftliche Regelungen, Vorschriften, Ablaufprozeduren, Kontrollinstrumente
  • hierarchische Struktur und Durchlässigkeit, Ausprägung der Führungs- und Linienvorgesetztenfunktionen, Rangordnung, Führungsstil
  • Selbstständigkeit, Selbstverantwortung und Autonomie der Beschäftigten bei der Wahrnehmung ihrer Arbeitsaufgaben
  • Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen; gegenseitige Unterstützung, Hilfe und Vertrauen sowie menschliche Wärme
  • Kooperation der Beschäftigten, Qualität der Arbeit in Gruppen, Einstellung zur Zusammenarbeit, Teamarbeit
  • Engagement, Motivation und Leistungswille der Beschäftigten für das Unternehmen bzw. dessen Ziele; Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen
  • Fähigkeit zur Innovation, Entwicklungs- und Änderungsbereitschaft
  • individuelle Vorteile durch Leistung wie Prämien, Incentives, Karrieremöglichkeiten, Anerkennung.

Als wesentlicher Beitrag zur Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten gilt der Grad der Selbstbestimmung und der Mitwirkung an der Arbeitsgestaltung und Arbeitsausführung. Gruppen- und Teamarbeitskonzepte sind besonders geeignete Methoden der Förderung der Arbeitszufriedenheit. Besonders negativ auf die Arbeitszufriedenheit und damit auf das Betriebsklima wirkt Angst, z. B. die Angst um den Arbeitsplatz.

Betriebe können auf Grund der Ergebnisse von Erhebungen zum Organisationsklima angeregt werden, zu überprüfen, ob und in welcher Weise sich Schwachstellen beseitigen lassen und der Standard anzuheben ist. Gründe für die Untersuchung des Betriebsklimas sind beispielsweise:

  • hohe Krankenstandsquoten, hohe Fehlzeiten
  • starke Personalfluktuation
  • "innere Kündigung" bei vielen Beschäftigten
  • häufige negative Ereignisse (Unfälle, Störungen, hoher Ausschuss)
  • Umstrukturierungen im Unternehmen (vorher, während, nachher).

Als Voraussetzungen für ein sicherheitsförderliches Betriebsklima gelten:

  • Bekanntheitsgrad der Sicherheitsphilosophie eines Unternehmens
  • Grad der Beteiligung der Beschäftigten am Sicherheitskonzept
  • Qualität der eingesetzten Methoden und Konzepte
  • der Führungsstil im Arbeitsschutz (Information, Beteiligung, Vorbildfunktion, Glaubwürdigkeit, Befolgungsgrad der Sicherheitsregeln)
  • die Motivationsstrategien zur Förderung der Sicherheit
  • das Bewusstsein der Beschäftigten für Werte wie körperliche Unversehrtheit, Gesundheit.

Das Ziel aller Messungen des Betriebs- bzw. Organisationsklimas ist, Mängel, Schwachstellen und Probleme aufzuspüren, aus denen sich Maßnahmen zu einer (erhofften) Steigerung der Arbeitsleistungen ableiten lassen.

Das Instrument zur Messung bzw. Ermittlung des Betriebsklimas ist in der Regel der Fragebogen, der anonym oder offen ausgefüllt wird. Viele Wissenschaftler bezweifeln allerdings den Nutzen von Fragebogen zur Erfassung des Betriebsklimas, da die subjektiven Antworten der Befragten kaum systematisch mit den objektiven Organisationsmerkmalen und -strukturen in Zusammenhang gebracht werden können.

Aus den Ergebnissen von Befragungen lassen sich erfahrungsgemäß nur selten konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Betriebsklimas ableiten. Bemerkenswert sind bei solchen Erhebungen meist Einzelergebnisse (z. B. mangelnde Kommunikationsfähigkeit der Vorgesetzen, fehlende Vorbildfunktion und Glaubwürdigkeit, schlechte Qualität des Kantinenessens).

Unternehmen mit einer hohen Sicherheitskultur und einem sicherheitsförderlichen Betriebsklima zeichnen sich neben geringen Unfallzahlen durch geringe Fehlzeiten und ein hohes Sicherheits- und Gesundheitsbewusstsein der Mitarbeiter und der Führungskräfte aus.

Einer wissenschaftlichen Untersuchung (Hacker, 1986) lässt sich entnehmen, dass Betriebsleiter, die von Mitarbeitern als jederzeit ansprechbar charakterisiert werden, hochsignifikant weniger Unfälle und Fehltage in ihrem Zuständigkeitsbereich zu verzeichnen haben als die Betriebsleiter, die als nur selten oder nie ansprechbar beurteilt werden.

Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren erheblich Personal abgebaut. Als Folge bestimmt oft Angst um den Arbeitsplatz das Betriebsklima. Auch geht in diesem Prozess zunehmend das Zugehörigkeitsgefühl der Beschäftigten zum Unternehmen verloren. Einzelne Unternehmen fördern deshalb bei den Mitarbeitern ein "Job-Verständnis". Dies meint, dass sich Mitarbeiter nicht als Teil des Unternehmens zu verstehen haben, sondern einen Job ausüben, solange dieser vorhanden ist. Dies entspricht einem Verständnis von Arbeitsverhältnissen, wie es aus den USA und anderen Ländern bekannt ist. Die langfristigen Folgen für die Motivation und Zuverlässigkeit der Beschäftigten werden ein wichtiges Thema bei der Diskussion um das Betriebsklima in Unternehmen bilden.

Weitere Informationen:

Das Angebot der BAD zum Thema „Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)“

Quellen

www.arbeit-und-gesundheit.de