New Work meets Gesundheit

Trendthema

Wie kann Gesundheit durch New Work gefördert werden? Wie gelingt es, Beschäftigten die Balance zwischen Flexibilität, Produktivität und Wohlbefinden zu finden? Antworten von Maik Schuhknecht, Berater Gesundheitsmanagement bei BAD.

   Viele setzen New Work mit Homeoffice und ständigen Videokonferenzen gleich – stimmt das?

 Maik Schuhknecht: New Work ist mehr als hybrides, ortsunabhängiges Arbeiten. Dazu gehören auch agile Rahmenbedingungen, selbstorganisierte Teams und dezentralisierte Entscheidungsstrukturen, die nach dem Subsidiaritätsprinzip funktionieren. Besonders relevant für die Gesundheit sind vor allem sinn- und wertebasierter Entscheidungsspielraum.


 Wie erleben Sie die Entgrenzung, die oft mit New Work in Verbindung gebracht wird, bei der Arbeitnehmende Spaß an ihrer Arbeit haben, jedoch regelmäßig ihre Arbeitszeiten überziehen und Schwierigkeiten haben, zur Ruhe zu kommen?

 Maik Schuhknecht: New Work verlangt in all seinen Facetten eine gute Selbstorganisation und eine gesunde Selbstführung. Die Mitarbeitenden erhalten Freiheiten, müssen aber auch die entsprechende Verantwortung übernehmen. Bei einer solchen Entgrenzung sind Mitarbeitende und Führungskräfte dieser Verantwortung nicht gerecht geworden. Führungskräfte sollten Mitarbeitende bei der Verantwortungsübernahme stärken und in ihrer Entwicklung begleiten. Gelingt gesunde Führung als gemeinsamer Lernprozess, entstehen attraktive Arbeitsmodelle, die den individuellen Lebenssituationen entsprechen − ein Wettbewerbsvorteil im Arbeitsmarkt.


 Wie unterstützen Sie für BAD bei der Einführung von New Work?

 Maik Schuhknecht: Im Rahmen unserer „Organisationsberatung – gesundes Unternehmen“ gestalten wir den Prozess der Organisationsentwicklung und moderieren die dafür notwendigen Stakeholder-Dialoge. Durch die Einbindung in die Kommunikationsschleifen der Organisation entsteht ein Bewusstsein für die Bedeutung von New Work als Ressource. Auf Basis dieses gemeinsamen Verständnisses definieren wir mittels Zielen und der Messung des Fortschritts auf dem Weg zu diesen Zielen (Schlüsselergebnisse), die Wertbeiträge der Teams in den New-Work-Handlungsfeldern. Dieses schrittweise Vorgehen hilft, die Entwicklungen in Lernschleifen zu optimieren.


 Warum wehren sich Mitarbeitende oft gegen die Einführung von New Work, wenn das Modell so viele gesunde Aspekte mitbringt?

 Maik Schuhknecht: Widerstand gibt es in jedem Veränderungsprozess. Unsere tägliche Arbeit ist überwiegend von Routinen geprägt und Abweichungen von Standards kosten viel Energie. Daher muss sich ein Management bewusst machen, wofür New Work die Lösung sein soll und die Analysen transparent kommunizieren. Im nächsten Schritt sollten die Teams befähigt werden, den Wandel aktiv für ihren Wirkungsbereich mitzugestalten und mitzuentscheiden. Eine Plattform, auf der Lernerfahrungen regelmäßig miteinander geteilt werden, sowie das gemeinsame Feiern von Erfolgen, lassen schnell eine tatkräftige und wirkungsvolle Veränderungsbewegung in der Organisation entstehen.


 Gesunde Zusammenarbeit und New Work – passt das zusammen?

 Maik Schuhknecht: Ein zentrales Merkmal von New Work ist die kurzzeitige Zusammensetzung von Personen mit diversen Kompetenzprofilen für die Dauer von Projekten. Allerdings kann die Zusammenarbeit nur so gesund sein, wie die dahinterstehenden Haltungen. Wichtig bleiben daher Werte wie Wertschätzung, Vertrauen und Offenheit.


 Wie gelingt bei New Work gesunde Führung auf Distanz?

Maik Schuhknecht: Als Führungskraft ist es entscheidend, ein gutes Gespür für die Bedarfe und Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu entwickeln und nah dran zu sein. Da hybride Arbeit immer auch Präsenztage im Büro vorsieht, sollten diese Tage vor allem der ausgiebigen Kommunikation und dem Teamzusammenhalt gewidmet sein. So ein Bürotag kann beispielsweise mit einem kurzen Stand-up-Meeting starten, in dem berufliche und/oder private Highlights und Hürden geteilt werden. Teamarbeit in Präsenz eignet sich außerdem gut dazu, gemeinsam an Entwicklungsthemen zu arbeiten. Aber auch ein gemeinsamer Tee oder Kaffee abseits des Trubels für einen persönlichen Austausch ist sehr empfehlenswert.


 Wann also sollten Unternehmen New Work anbieten?

 Maik Schuhknecht: Die Unternehmen sollten sich fragen, welche Chancen und Risiken New Work im Zeitalter von „Arbeit 4.0“ mit sich bringt und wie sie sich dazu positionieren möchten. Dazu gibt es keine pauschalen Antworten und jedes Unternehmen entwickelt dazu seine eigene New-Work-Agenda. Mit geeigneten Zielen und Schlüsselergebnissen sollte der Wertbeitrag von New Work zum Unternehmenserfolg sichtbar werden. Nicht zuletzt ist New Work auch eine Antwort darauf, wie Organisationen nachhaltig wirtschaften können.

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