Verbessern Schallschutzwände im Büro das Wohlbefinden?

Lärmschutz

Von Schallschutzwänden erwarten Mitarbeitende eine verbesserte akustische Situation im Büro. Gelingt dies aber auch immer so einfach?

Ein Fachbeitrag von Simon Kraft, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei BAD

Vor allem unerwünschte Geräusche – wie die Gespräche von anderen Personen – sollen durch Schallschutzwände geschluckt und somit kaum noch hörbar werden. Arbeitgeber wollen durch verbesserten Schallschutz das Wohlbefinden und die Produktivität der Beschäftigten verbessern. Unser empfindliches Gehör macht das aber zu keiner einfachen Aufgabe.
 

Wo liegt der Unterschied zwischen einer Trennwand und einer Schallschutzwand?

Bei einer Trennwand geht es zunächst darum, Arbeitsbereiche abzugrenzen. Dabei kann es sich auch nur um einen rein optischen Schutz handeln, der einen Bereich vor unerwünschtem Einblick sichert. Eine solche einfache Trennwand braucht nur blickdicht zu sein und muss auch nicht zwingend an Wände und Decken anschließen. Schall kann dabei Wege um die Trennwand nehmen, von dieser reflektiert werden oder auch einfach durch sie hindurch gehen.

Bei einer Schallschutzwand stellt sich die Herausforderung, möglichst viel vom unerwünschten Schall zwischen Lärmquelle und Empfänger aufzufangen und nicht wieder zurückzuwerfen, sondern zu absorbieren. Dazu muss die Schallschutzwand großflächig, ohne Umgehungswege und für den auftreffenden Schall absorbierend sein. Die absorbierende Eigenschaft spielt dabei eine wichtige Rolle, da diese die Schallenergie aus dem Raum nimmt.


Worauf ist bei einer Schallschutzwand zu achten?

Zunächst ist zu klären, ob es sich um eine raumabschließende Schallschutzwand handelt oder um einen mobilen Absorber, der zwischen den Arbeitsplätzen aufgestellt werden kann.

Raumabschließende Schallschutzwände müssen ringsum dicht an Wände, Böden und Decken anschließen. Lücken wie Kabeldurchführungen oder auch offene Stellen in abgehängten Decken führen dazu, dass der Schall ungewollt in den Nachbarraum übertritt. Im Trockenbau werden diese Wände oft mit speziellen Gipskartonplatten hergestellt und innen mit Mineralwolle gefüllt. Falsche Materialauswahl oder Mängel bei der Ausführung können auch dazu führen, dass Schall über das gewünschte Maß hindurch gelangt.

Die mobilen Absorber, die als aufstellbare Trennwände dienen, können nur den Schall bedämpfen, der auf sie trifft. Je kleiner diese sind, desto mehr Schall findet den Weg um diese herum. Hier wirkt sich die Empfindlichkeit unseres Gehörs leider negativ aus. Wenn zwischen Sender und Empfänger die Hälfte des Schalls absorbiert wird, entspricht das technisch einer Reduzierung um 3 dB. Unser Gehör ist jedoch so empfindlich, dass wir diesen Unterschied kaum spüren. Erst ab einer Reduzierung um 10 dB nehmen wir den Schall als nur halb so laut wahr.

Eine Reduzierung um 10 dB bedeutet, dass nur noch ein Zehntel der Schallenergie des Senders beim Empfänger ankommt. Um das zu erreichen, empfiehlt es sich, die Absorber möglichst bündig bis zum Boden und bis an die Wand zu führen oder auch als Raumteiler bis zur Decke laufen zu lassen. Bei der Auswahl ist auf einen möglichst hohen Absorptionsgrad zu achten, dieser zeigt an, wie viel vom auftreffenden Schall absorbiert wird. Ein Absorptionsgrad von 1 bedeutet, dass 100 % der Schallenergie geschluckt werden.
 

Welchen Einfluss haben Schallschutzwände und Möbel auf einen Raum?

Wer schon einmal in einem leeren Raum stand, hat ein Gefühl davon, was „Halligkeit“ bedeutet. Der Schall wird dabei nicht bedämpft oder gestreut, sondern bleibt ungewöhnlich lange hörbar im Raum. Beschreiben, berechnen oder messen lässt sich das durch die Nachhallzeit.

Mit dem Aufstellen von Möbeln, kann man die Schallausbreitung im Raum stören. Schall muss sich dann verschiedene Wege suchen, wird gestreut und anders überlagert als im leeren Raum. Gepolsterte Möbel oder mit Akten gefüllte Schränke sorgen auch für eine gewisse Dämpfung. Insgesamt sinkt durch die Möblierung die Nachhallzeit; die ungewollte Schallausbreitung wird jedoch kaum beeinflusst.

Mit dem Aufstellen von mobilen Absorbern zwischen den Arbeitsplätzen wird der direkte Schallausbreitungsweg eingeschränkt und innerhalb des Raumes das Geräusch gedämpft. Um die Schallreflektion an den Wänden zu reduzieren, gibt es spezielle Wandabsorber.

Zur Reduzierung des Übersprechens von einem Arbeitsplatz zum andern können als Alternative zu einer Akustikdecke auch Absorber als Deckensegel eingesetzt werden. Akustisch wirksame Möbel wie z.B. Schränke mit geschlitzten Querrolladen oder Rückenelementen aus Absorbern wirken wie Schallschutzwände. Mit der passenden Zusammenstellung von Absorbern lässt sich Nachhallzeit gezielt reduzieren und eine angenehme Raumakustik herstellen.


Kann man allein mit mobilen Schallschutzwänden eine gute akustische Situation erzielen?

Die Schallschutzwände können nur den dort auftreffenden Schall absorbieren und bedämpfen. Bei vielen schallharten Oberflächen wie Glasflächen, glatten Wänden, PVC- oder Steinfußböden und Betondecken wird Schall zwischen diesen reflektiert und auch um die aufgestellten akustisch wirksamen Schallschutzwände herumgeleitet. Damit können diese ihre Wirksamkeit nicht so entfalten wie gewünscht.

Wie oben beschrieben ist erst eine Kombination z.B. aus einem Kurzflorteppich für hohe Frequenzen, einer abgehängten Decke für tiefe und mittlere Frequenzen, Wandabsorber zur Vermeidung von Reflektion und Schallweiterleitung sowie aufgestellten Schallschutzwänden zur Reduzierung des Direktschalls wirkungsvoll.

Einzelne akustische Maßnahme bleiben oft deutlich hinter den Erwartungen zurück. Es ist daher zu empfehlen, die Raumakustik als Ganzes zu betrachten und die Maßnahmen aufeinander abgestimmt umzusetzen.

 

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