Eine 2024 veröffentlichte Studie der University of South Australia enthüllt drastische Zahlen: Jedes Jahr verliert die Weltwirtschaft durch Verletzungen und Krankheiten am Arbeitsplatz astronomische Summen. Australien verzeichnet jährlich Verluste in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar, Kanada kommt auf 29 Milliarden Kanadischen Dollar, Großbritannien auf 19 Milliarden Pfund und die Europäische Union verliert 467 Milliarden Euro.
Diese finanziellen Einbußen sind nur die nüchterne kalkulatorische Seite des Problems – die Auswirkungen auf betroffene Menschen und ihre Familien sind unermesslich. Auch Kolleginnen und Kollegen sind davon betroffen, weil sie den Ausfall in der Regel kompensieren müssen und ihre Arbeitsdichte zunimmt.
In Deutschland sinkt zwar die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle seit Jahren (siehe dazu auch "Prävention beginnt im Kopf"). Dennoch verursachen beispielsweise Berufskrankheiten durch Schadstoffe, Lärm, UV-Strahlen und Stress auch hierzulande immense Kosten und viel Leid. Allein die Entgeltfortzahlung für Mitarbeitende, die an anerkannten Berufskrankheiten leiden, kostete Arbeitgeber 2023 satte 76,7 Milliarden Euro – das ist doppelt so viel wie vor 14 Jahren! Zusätzlich trägt die Gesellschaft hohe Kosten über das Gesundheitssystem. Es ist daher dringend notwendig, noch mehr für gesunde und sichere Arbeitsplätze zu tun.
Expert:innen rechnen mit steigendem Krankenstand
Es sind nicht nur Stürze, Unfälle mit Maschinen und Gerätschaften, die Menschen krank machen. Helme und Sicherheitsschuhe, ergonomische Maschinen, Sicherung der Leitern und Tritte, Trainings und Schutzmaßnahmen verhindern viele davon. Oft sind es die nicht greifbaren, psychischen Belastungen am Arbeitsplatz, die zu Krankschreibungen und langen Fehlzeiten führen.
Diese Ausfälle nehmen weltweit zu, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie prognostiziert, dass in den Industriestaaten bis zum Jahr 2030 die psychischen Erkrankungen zu den häufigsten Erkrankungen zählen werden, neben den Herz-Kreislauf- und Muskel-Skelett-Erkrankungen.
Auch Dr. Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), stellt fest, dass durch Zeitdruck und Arbeitsverdichtung psychische Belastungen gefährlich zunehmen: „Haupttreiber sind Digitalisierung, Bürokratie, aber vor allem der Mangel an Personal und Fachkräften aufgrund des demografischen Wandels. Das bleibt nicht ohne Folgen.“
Wie können wir helfen?
Unternehmen haben die Verantwortung und in Deutschland seit 1974 die gesetzlich verankerte Pflicht, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu schützen. Diese Aufgabe können sie nicht allein bewältigen und engagieren bundesweit agierende Präventions-Dienstleister wie BAD. Unsere Expert:innen verhindern Arbeitsunfälle, indem sie mögliche Gefahrenquellen identifizieren und Konzepte entwickeln, um sie zu minimieren.
Unsere Arbeitsmediziner:innen untersuchen Mitarbeitende, um frühzeitig Erkrankungen – physiologische wie psychologische – zu erkennen und Behandlungen aufzuzeigen. Das spart nicht nur vielen Menschen sehr viel Leid, sondern auch Krankenkassen und Versicherungen Geld und somit uns allen hohe Kosten für Versicherungsbeiträge.
Auch für Unternehmen lohnt es sich, vorzusorgen und in den Schutz ihrer Mitarbeitenden sowie in sichere Arbeitsplätze zu investieren – und das in vielerlei Hinsicht!
Return on Prevention: So rechnet sich Vorsorge für alle
Der Begriff "Return on Prevention" geht auf ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Dietmar Bräunig der Justus-Liebig-Universität Gießen zurück. Er erstellte 2011 zum ersten Mal eine „Präventionsbilanzierung“, indem er den Präventionsnutzen den dafür angefallenen Kosten gegenüberstellte. Dafür befragte er Unternehmen in Europa, wie hoch ihre Ausgaben für Prävention waren und welche Wirkung die damit eingeführten Schutzmaßnahmen in ihrem Unternehmen hatten.
Den Nutzen, den Prof. Bräunig ermittelte, fasst die DGUV zusammen: „Die größten Wirkungen des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes im Unternehmen werden wie folgt angegeben: Reduzierung der Gefährdungen, Erhöhung des Gefährdungsbewusstseins der Beschäftigten, Reduzierung der sicherheitswidrigen Verhaltensweisen, Reduzierung der Anzahl der Arbeitsunfälle, Verbesserung des Images in der Öffentlichkeit, Verbesserung der Betriebskultur, Reduzierung der Ausfallzeiten.“
75 Prozent der befragten Unternehmen berichten, dass Investitionen in Arbeits- und Gesundheitsschutz somit langfristig die Betriebsausgaben senken oder stabilisieren.
Zu den höchsten Ausgaben für Prävention zählen die Unternehmen Organisationskosten sowie Investitionen in sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Betreuung, moderne Maschinen, Infrastrukturen und ähnliches. Das Team um Prof. Bräunig bat die Unternehmen um eine Schätzung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses, bereinigte die Werte und ermittelte einen Mittelwert, den Return on Prevention (RoP).
Dabei kamen sie in unterschiedlichen Ländern und Jahren auf Werte zwischen 1,6 und 2,7. Im Allgemeinen gehen Ökonom:innen heute von einem RoP von 2,2 aus. Letzterer Wert bedeutet: Jeder investierte Euro in präventive Arbeitsschutzmaßnahmen bringt im Schnitt 2,20 Euro an wirtschaftlichem Nutzen zurück. Demnach wäre ein RoP von 1,6 bereits wirtschaftlich lohnend, 2,7 ist ein besonders hoher Nutzen.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist somit nachgewiesen, dass sich Prävention lohnt. Aus menschlicher Perspektive bestand daran noch nie ein Zweifel: Sie verhindert nicht nur Arbeitsunfälle, Krankheiten und Leid, sondern verbessert Arbeits- und Lebensbedingungen. Prävention hat somit eine ethische, soziale und ökonomische Bedeutung, die sich auf allen Ebenen und für alle Beteiligten rechnet.