Im Pflegeheim an einem heißen Montagmorgen im Juli: Eine Mitarbeiterin steht auf dem Stationsflur und zieht ihre Schutzkleidung über: Kittel, Haube, FFP2-Maske, Handschuhe. Jeder Schritt verstärkt die Belastung. Schon nach wenigen Minuten läuft der Schweiß über ihre Stirn. Die Luft ist stickig, jeder Atemzug fällt schwer.
Dieses Beispiel zeigt, wie steigende Temperaturen auch die Arbeitswelt beeinflussen. Beschäftigte im Gesundheitswesen sind dann besonders gefährdet, da das Tragen persönlicher Schutzausrüstung die Belastung verstärkt. Auch in anderen Bereichen wie Wäschereien, Restaurantküchen oder Bäckereien ist Hitze ein zunehmendes Problem. Im Außenbereich, etwa im Bauwesen, im Verkehr oder bei Postdiensten, müssen Beschäftigte neben teils extremen Temperaturen zudem mit einer doppelt bis dreifach höheren UV-Belastung umgehen als der Rest der Bevölkerung.
Grundsätzlich betreffen Hitzestress, Kreislaufprobleme und Hautschäden durch UV-Strahlung alle Arbeitskräfte. Doch es gibt Risikogruppen: Vor allem Schwangere, Personen mit hitzesensitiven Vorerkrankungen oder Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen, sind durch hohe Temperaturen gefährdet“, erklärt Prof. Dr. Katharina Larisch, Arbeitsmedizinerin bei BAD. Beispielsweise verringert sich bei Diabetiker:innen häufig die Schweißbildung und damit die Fähigkeit, Wärme abzugeben. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt das Risiko von Thrombosen, was Herzinfarkte und Schlaganfälle wahrscheinlicher macht.
Schutzkonzepte bereiten Arbeitgeber und Beschäftigte auf die Hitze vor
„Wir brauchen ein umfassendes Verständnis für die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der Beschäftigten – und darauf aufbauend neue, wirksame Schutzkonzepte”, fordert Larisch. Ein wichtiger Schritt dafür ist die Gefährdungsbeurteilung im Unternehmen. Diese hilft, die Risiken zu erkennen – und zwar nicht nur die direkten, sondern auch jene, die erst durch Maßnahmen zur Hitzeminderung entstehen, wie etwa die Verlegung der Arbeitszeiten auf die frühen Morgenstunden. Denn das kann zu Müdigkeit und Konzentrationsstörungen führen.
Eine klimasensible Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt folgende Faktoren:
- Alter, Körperbau und medizinische Vorgeschichte der Beschäftigten
- Arbeitsanforderungen und -tempo
- Arbeitsklima (Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung, Sonneneinstrahlung)
- Kontakt zu Allergenen oder Krankheitserregern (z. B. Zecken, Mücken)
- Arbeitskleidung und persönliche Schutzausrüstung
- Einflüsse von Hitze auf Geräte und Materialien
- Publikumsverkehr
Grundsätzlich lautet der Rat, Aufgaben und Verantwortlichkeiten vor dem Sommer klar zu definieren und vulnerable Beschäftigtengruppen zu identifizieren. Zudem spielt die Schulung von Führungskräften und Mitarbeitenden eine zentrale Rolle. Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Arbeitsmediziner:innen entwickeln hierfür gemeinsam mit den Unternehmen maßgeschneiderte Schutzmaßnahmen, wie gesonderte Pausenregelungen, mobile Kühlmöglichkeiten oder Aufklärungskampagnen zu den Folgen von Hitze.
Unsere Expert:innen erarbeiten gemeinsam mit Ihnen ein individuelles Hitzeschutzkonzept, das zu Ihrer Einrichtung passt.
Am 4. Juni findet der bundesweite Hitzeaktionstag statt. Ins Leben gerufen wurde er von der Bundesärztekammer (BÄK) und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e. V. BAD unterstützt die Initiative mit dem Ziel, das Risikobewusstsein bei Arbeitgebern und Beschäftigten zu schärfen.