Lösemittel

Was sind Lösemittel?

Lösemittel sind Stoffe, die unter normalen Temperatur- und Druckverhältnissen flüssig sind und dazu dienen, andere Stoffe zu lösen, zu verdünnen, zu emulgieren oder zu suspendieren, um ihre Verarbeitung oder auch Entfernung zu ermöglichen. Voraussetzung für die Eignung als Lösemittel ist, dass weder der lösende noch der gelöste Stoff sich beim Lösungsvorgang chemisch verändern. In diesem Sinne ist auch Wasser ein weit verbreitetes Lösemittel, jedoch versteht man im Allgemeinen unter diesem Begriff die organischen und seltener die anorganischen Lösemittel.

Was sind organische Lösemittel?

Typische Vertreter organischer Lösemittel sind aliphatische und aromatische (Aromaten) Kohlenwasserstoffe, Halogenkohlenwasserstoffe (Chlorkohlenwasserstoffe, Fluorchlorkohlenwasserstoffe), Alkohole, Ether, Ketone, Aldehyde (z. B. Formaldehyd), Carbonsäureester und Schwefelkohlenstoff. Anorganische Lösemittel, die hier nur am Rande benannt werden, sind z. B. Wasser, flüssiger Ammoniak, Salpetersäure, flüssiges Schwefeldioxid.

Wofür werden Lösemittel verwendet?

Verwendet werden Lösemittel hauptsächlich in der Analytik, als Extraktionsmittel beispielsweise zum Herauslösen von Naturstoffen aus Drogen, als Reinigungs-, Entfettungs- und Abbeizmittel oder als Lackverdünner. Sie sind darüber hinaus in vielen Anstrichstoffen, Holzschutzmitteln, Epoxidharzen usw. enthalten.

Die gebräuchlichsten organischen Lösemittel sind in reinem Zustand wasserhelle Flüssigkeiten. Ihre Dämpfe sind schwerer als Luft. Meistens sind sie leicht brennbar und ihre Dämpfe verursachen im Gemisch mit Luft Explosionsgefahr. Die meisten Lösemittel sind nicht nur deshalb Gefahrstoffe, weil sie feuergefährlich oder brennbar sind, sondern weil sie auch als gesundheitsgefährlich anzusehen sind.

Viele Lösemittel lösen Fett leicht auf. Sie entfernen daher auf der Haut die natürliche Schutzschicht, so dass bei häufigem Kontakt Hauterkrankungen auftreten können. Darüber hinaus wird anderen hautreizenden Stoffen der Zugang erleichtert, was Hautveränderungen hervorrufen kann. Oft haben Lösemittel zudem die Eigenschaft, auch gesunde Haut zu durchdringen. Sie gelangen also nicht nur durch Einatmen, sondern auch durch die Haut in den Körper und können dort zu Gesundheitsschäden führen.

Das gute Fettlösungsvermögen der Lösemittel hat zur Folge, dass Wirkungen u. a. das zentrale Nervensystem betreffen. Zeichen einer akuten Einwirkung organischer Lösemittel auf das Gehirn sind beispielsweise Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindelgefühl, Konzentrationsstörungen oder das Gefühl, betrunken zu sein. In höheren Konzentrationen kann die Störung von Gehirnfunktionen zu Bewusstseinsverlust bis hin zum Tod durch Lähmung lebenswichtiger Regulationszentren (Atem- und Kreislaufzentren) führen. Verschiedene Lösemittel können bereits bei Einwirkung geringer Mengen über einen längeren Zeitraum chronische Gesundheitsschäden hervorrufen.

Der Einsatz von Lösemitteln in technischem Maßstab erfordert zum Teil aufwändige Maßnahmen, insbesondere im Hinblick auf den Brand- und Explosionsschutz. Grundsätzlich muss bei organischen Lösemitteln bzw. Produkten, die solche Lösemittel enthalten, davon ausgegangen werden, dass es sich - auch wenn keine Kennzeichnung vorgenommen wurde - um Gefahrstoffe im Sinne der Gefahrstoffverordnung handelt.


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