Hepatitis

Als Ursache einer Hepatitis (Leberentzündung) kommen toxische Einflüsse, Bakterien und Virusinfektionen in Frage. Die wichtigsten toxischen Einflüsse sind Alkohol, bestimmte Medikamente (Sulfonamide), Gifte ( z. B. Knollenblätterpilz) oder Lösemittel (z. B. Tetrachlorkohlenstoff).Von weitaus größerer Bedeutung sind allerdings Viren. Deshalb wird im allgemeinen Sprachgebrauch der Begriff Hepatitis meist mit Virushepatitis gleichgesetzt, obwohl Viren nur eine der möglichen Hepatitis-Ursachen darstellen.

Hepatitis A, B und C

Die durch sehr unterschiedliche Viren hervorgerufenen Hepatitiden werden vereinfachend nach dem Alphabet benannt. Bisher bekannt sind Hepatitis A bis G sowie neuerdings GB. Zahlenmäßig und auch prognostisch am bedeutsamsten sind in Deutschland die Hepatitis A, B und C.

Übertragungswege von Hepatitis

Die Übertragungswege von Hepatitis sind:

  • fäkal-oral (Schmierinfektion, Nahrungsmittel): A, E, F
  • parenteral-sexuell-perinatal (auf dem Blutweg): B, C, G (z. T. auch A).

Symptome und Verlauf von Hepatitis

Die Inkubationszeit bei Hepatitis reicht - je nach Erreger - von 14 Tagen (A) bis zu sechs Monaten (B). Das klinische Bild zeigt je nach Erreger große Unterschiede in Symptomatik und Verlauf:

  • akut: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Fieber, Abgeschlagenheit, Gelenkbeschwerden, Druckgefühl im rechten Oberbauch, Gelbsucht, dunkler Urin, heller Stuhl
  • chronisch: Übergang in chronische Leberentzündung, Leberzirrhose und gegebenenfalls Leberkarzinom; asymptomatischer Trägerstatus.

Während die Hepatitis A meistens gutartig verläuft, ist bei der Hepatitis B und C häufig mit einem akut-fulminanten bzw. chronisch-infektiösen oder chronisch-aggressiven, u. U. tödlichen Verlauf zu rechnen. Vor allem bei Hepatitis C kommt es in 50 bis 90 % der Fälle zu einem chronischen Verlauf.

Nach einer groben Schätzung gehen in den Industrienationen etwa 20 % der akuten und 70 % der chronischen Hepatitis-Fälle sowie 40 % der Leberzirrhosen und 60 % der hepatozellulären Karzinome allein auf das Konto des C Virus. Für Deutschland wird angenommen, dass rund 800.00 Personen mit dem Hepatitis C und etwa 500.000 mit dem Hepatitis B Virus infiziert sind.

Infektionsrisiko von Hepatitis

Das Risiko, sich durch Blutprodukte zu infizieren, ist mittlerweile nahezu auf Null zurückgegangen. Hauptinfektionswege sind heutzutage infizierte Nadeln bei i. v. Drogenkonsum, mangelnde Hygiene bei Piercing, Tätowierung usw. sowie beruflicher Kontakt mit Infizierten.

Die Diagnose einer Virushepatitis wird anhand der Serologie gestellt. Je nach Erreger lassen sich im Blut das Virus selbst, Virusteile oder entsprechende Antikörper gegen das Virus oder gegen Virusteile nachweisen. Als Ausdruck der Leberentzündung steigen Leberenzyme und Bilirubin an. Die Therapie-Möglichkeiten sind sowohl bei akuter als auch bei chronischer Infektion eher allgemeiner Art wie körperliche Schonung, gesunde Ernährung, strikte Alkoholkarenz. Bei chronisch-aggressiver Hepatitis B und C lassen sich Besserungen bzw. Heilung durch Gabe von Alpha-Interferon (Interferon alfa-2b oder Peginterferon) in Kombination mit Virostatika wie Ribavirin erzielen. Nach neueren Untersuchungen ist bei der Hepatitis C der frühzeitige Beginn der Behandlung für die Heilungsaussichten von ausschlaggebender Bedeutung.

Berufskrankheit Hepatitis

Pro Jahr werden etwa 250 bis 300 Hepatitis-Fälle aus dem Gesundheitswesen (einschließlich sozialer Einrichtungen und öffentlicher Dienst) als Berufskrankheit anerkannt. Nach einer Analyse der Zahlen der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege teilt sich die berufsbedingte Hepatitis-Infektionsrate im Verhältnis von 1 : 12 : 22 auf A, B und C auf (Statistik für 2003). Analysiert man die Zahlen der letzten Jahre im Hinblick auf gesundheitliche Folgen der Hepatitis-Infektion (Rentenfälle), so fällt eine krasse Verschiebung auf. Während die Zahl der als entschädigungspflichtig anerkannten Hepatitis-B-Erkrankungen seit etwa fünf Jahren deutlich rückläufig ist, hat die Hepatitis C drastisch zugenommen.

Bei einer chronischen Infektion können sich für den Betroffenen erhebliche Probleme sowohl im psychosozialen Bereich (Infektionsgefahr für Familie und Freundeskreis, Risiko bei Kinderwunsch) als auch im beruflichen ergeben (Infektionsgefahr für Patienten). Vor allem bei operativ Tätigen (Chirurg, Zahnarzt) ist dieses Risiko sehr ernst zu nehmen, so dass als Konsequenz die Betroffenen bestimmte Operationen oder Eingriffe nicht mehr ausführen dürfen.

Hepatitis im Gesundheitswesen

Im Gesundheitswesen stellt die Hepatitis die wichtigste berufliche Gefährdung dar, so dass präventive Maßnahmen mit Nachdruck betrieben werden müssen. Im Vordergrund stehen Möglichkeiten der Infektionsvermeidung (Anpassung und Optimierung von Arbeitstechniken und -abläufen, um die Kontaktmöglichkeiten mit infektiösem Material auszuschließen bzw. zu reduzieren; sorgfältiger Umgang mit infizierten Materialien und Instrumenten, Einsatz von speziellen Entsorgungssystemen für gebrauchte Kanülen; Körperschutz durch Handschuhe, Schutzkittel; sofortige Desinfektion bei Kontamination; regelmäßige hygienische Reinigung) sowie eine konsequente aktive Immunisierung aller gefährdeten Personen durch Impfung. Bisher sind Impfstoffe für A und B verfügbar. Falls es ohne bestehenden Impfschutz zu einem Kontakt mit Hepatitis A- oder B-Viren gekommen ist (meistens Nadelstichverletzung), sollte - bei A innerhalb von 14 Tagen, bei B innerhalb von sechs Stunden - eine passive Immunprophylaxe mit Immunglobulinen (bei B mit HBs-Antikörpern angereichert) vorgenommen werden. Parallel dazu sollte eine Impfung erfolgen.


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