Gesundheitszirkel

Gesundheitszirkel sind betriebliche Gesprächskreise und damit eine spezielle Form der Gruppenarbeit. Sie setzen sich aus einem ausgebildeten (häufig externen) Moderator (z. B. Beauftragter der Krankenkasse) sowie acht bis zwölf Teilnehmern zusammen. Die Teilnahme ist freiwillig.

Instrument des betrieblichen Gesundheitsschutzes

Betriebliche Gesundheitszirkel sind ein Instrument des betrieblichen Gesundheitsschutzes sowie der betrieblichen Gesundheitsförderung (Primärprävention). Sie ergänzen und unterstützen die Arbeit der Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit und geben dem Unternehmer, den Führungskräften und dem Betriebsrat wichtige Einblicke in die Arbeitsbedingungen vor Ort.
Handelt es sich bei den Teilnehmern ausschließlich um Mitarbeiter einer Hierarchieebene, spricht man von einem homogenen Gesundheitszirkel. Bei den Teilnehmern sollte es sich vor allem um Betroffene handeln (beispielsweise Personen eines bestimmten Bereichs, z. B. Lackiererei), Personen mit ähnlichen Belastungsschwerpunkten (z. B. langes Sitzen, starker Zeitdruck, hohe Konzentrationsanforderungen) oder Personen mit ähnlichen Problemen (z. B. Rauchen, Führungsprobleme). Homogene Gesundheitszirkel sollten immer dann gewählt werden, wenn eine Expertendominanz oder eine Beeinträchtigung der Gesprächsatmosphäre (z. B. wenn sich Beschäftigte in Anwesenheit von Vorgesetzten sehr schwer tun) zu befürchten ist.

Gemischte Gesundheitszirkel

An gemischten Gesundheitszirkeln nehmen fünf bis acht Mitarbeiter, die in der Regel von ihren Kollegen gewählt werden, sowie der unmittelbare Vorgesetzte, die Fachkraft für Arbeitssicherheit, der Betriebsarzt und ein Vertreter des Betriebs- bzw. Personalrats teil. Bei beiden Formen können bei Bedarf (weitere) betriebliche Experten, wie z. B. der Schwerbehindertenvertreter oder die Frauenbeauftragte, hinzugezogen werden. Der Betriebs- bzw. Abteilungsleiter wird häufig zu Beginn und zum Abschluss der Zirkelsitzungen eingeladen, wenn es um die Umsetzung von Verbesserungsvorschlägen geht. Gesundheitszirkel treffen sich in der Regel während der Arbeitszeit, um gemeinsam die sie betreffenden gesundheitlichen Risiken aufzudecken, zu reflektieren sowie Bewältigungsstrategien kennen zu lernen und einzuüben. Die Gruppensitzungen finden regelmäßig (z. B. vierzehntäglich) statt und dauern in der Regel ca. eineinhalb Stunden. Gesundheitszirkel können zeitlich befristet (Auflösung des Zirkels nach „Lösung“ des Problems) oder als ständige Einrichtung (ggf. mit wechselnden Teilnehmern) eingerichtet werden.

Einrichtung eines Gesundheitszirkels

Der Einrichtung eines Gesundheitszirkels sollte eine Bestandsaufnahme (z. B. Auswertung des Gesundheitsberichts oder Mitarbeiterbefragung zu gesundheitlichen Beschwerden am Arbeitsplatz) vorausgehen. Dadurch lassen sich gesundheitliche Problemschwerpunkte identifizieren und Gesundheitszirkel problembezogen einsetzen. Der Gesundheitszirkel beschäftigt sich dann in den ersten Sitzungen mit den gesundheitlichen Risiken am Arbeitsplatz bzw. den gesundheitlichen Beschwerden sowie mit deren (potenziellen) Ursachen. Dabei dürfen keine Themen ? auch keine „heißen Eisen", wie z. B. das Vorgesetztenverhalten, Mobbing oder ein schlechtes Betriebsklima ? ausgeschlossen werden. Im weiteren Verlauf werden technische, ergonomische, organisatorische und vor allem verhaltensbezogene Verbesserungs- bzw. Lösungsvorschläge erarbeitet, diskutiert und deren Umsetzung angestoßen. Die Teilnehmer sollten regelmäßig ihre Kollegen über Verlauf und Ergebnisse der Arbeit des Gesundheitszirkels in einer abgestimmten Form informieren und auch deren Anregungen und Kritik in die Zirkelarbeit einfließen lassen. Auch kleinere Betriebe können Gesundheitszirkel einrichten, indem sie mit anderen Betrieben sowie der Krankenkasse bzw. der Berufsgenossenschaft z. B. auf Innungsebene kooperieren. Die Einrichtung von Gesundheitszirkeln muss sowohl von der Unternehmensleitung als auch vom Betriebsrat gewollt werden und möglichst Bestandteil einer Betriebsvereinbarung zur betrieblichen Gesundheitsförderung sein. Der Erfolg hängt entscheidend von der Bereitschaft des Unternehmens ab, die Änderungsvorschläge in die Tat umzusetzen. Unter den Mitarbeitern kann sich schnell Enttäuschung breit machen, wenn Maßnahmen mit aus ihrer Sicht akzeptablem Aufwand, wie beispielsweise eine veränderte Beleuchtungsanordnung, die Anschaffung von Stehsitzen oder organisatorische Änderungen, zu lange auf sich warten lassen. Eine Ablehnung sollte auf jeden Fall plausibel begründet werden. Die Praxis zeigt: Die Verbesserungsvorschläge und Lösungsideen der Zirkel sind meist sehr praxisnah und ohne größeren finanziellen Aufwand zu verwirklichen. Nicht zu unterschätzen sind die positiven Wirkungen auf die Eigenverantwortung und das Sicherheits- und Gesundheitsbewusstsein der Mitarbeiter.

Quellen

www.arbeit-und-gesundheit.de